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  © 2023


Mit fliegenden Kleidungsstücken erschafft Sissa Micheli faszinierende temporäre Skulpturen, die in einem sinnlich dynamischen Spiel das Flüchtige und Vergängliche feiern. In neuen Arbeiten lässt sich Micheli von der ins Unendliche gehenden Falte inspirieren, wie sie der französische Philosoph Gilles Deleuze in seinem Buch "Die Falte: Leibniz und der Barock" (1988) beschreibt. Gleichzeitig versinnbildlichen Michelis Arbeiten auch das Grundcharakteristikum der Fotografie, einen Augenblick festzuhalten und visuell einzufrieren, der für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar ist, und ihm Bedeutung zu verleihen. Die vor Gesicht und Körper einer Frauengestalt inszenierten Textilen spielen mit dem Gegensatz von Verschleierung und Enthüllung, von Schutz und Schutzlosigkeit und zeigen einen in die Welt geworfenen, verletzlichen Menschen. Micheli begann mit dieser Bilderserie noch vor der Pandemie. Sie sind aktueller denn je.

Günther Oberhollenzer